Weltpremiere BMW 5er: Das 120-Prozent-Modell - DER SPIEGEL

2022-07-30 08:08:53 By : Ms. vivian Yang

BMW 5er: Gewachsen, geschliffen, gereift

Lichtdurchflutet ist das großzügig verglaste Projekthaus des Forschungs- und Innovations-Zentrums (FIZ) von BMW in Münchens Norden. In den zentral gelegenen, kreisrunden Saal im fünften Stock jedoch dringt kein Sonnenstrahl; der hohe Raum ist komplett abgeschirmt. Hier entscheidet der Vorstand über das Aussehen künftiger Autos. Am 15. Dezember 2006 fand an diesem Ort die Designauswahl für den neuen BMW 5er statt. Jetzt, knapp drei Jahre später, ist der Wagen fertig. Ab 20. März wird der neue 5er bei den Händlern stehen; er solle "neue Akzente setzen in der oberen Mittelklasse", sagt Entwicklungs-Vorstand Klaus Draeger.

Es ist kein Zufall, dass BMW die sonst kaum zugängliche Design-Halle zur Weltpremiere der neuen Limousine öffnet, denn mit dem Auto lässt der Münchner Hersteller eine Phase bisweilen grotesker Design-Experimente unter der Leitung des ehemaligen Kreativchef Chris Bangle endgültig hinter sich: Der neue 5er ist ein stilsicheres, modernes, unverkrampftes Auto geworden. Mit auffallend konturierter Motorhaube, einer schlanken Silhouette (4.90 Meter Länge, 1,46 Meter Höhe) mit weit gespreiztem Radstand (2,97 Meter) und einem Heck, das zwar etwas pummelig wirkt, aber die Karosserie schlüssig und gefällig abrundet. "Der 5er", sagt der neue Chef-Designer Adrian van Hooydonk, "muss zu 120 Prozent ein BMW sein." Das Auto sei das Kernmodell der Produktpalette.

Optisch strahlt der Wagen nun wieder jene lässig-sportliche Selbstsicherheit aus, die die Stammkundschaft des weiß-blauen Autobauers schätzt. Auffallend: Die flache BMW-Niere, typisches Erkennungszeichen am Bug, hängt diesmal ein bisschen über. "Haifischnase", sagt van Hooydonk dazu. Die Scheinwerfer sind weniger aggressiv geformt als beim Vorgängermodell, die Seitenansicht demonstriert formale Zurückhaltung. "Das Auto sieht sauber und aufgeräumt auf", beschreibt van Hooydonk das Gesamtbild - und er trifft damit den ersten Eindruck des Beobachters ziemlich genau.

Josef Wüst, der Projektleiter des neuen Modells, kann erklären, dass der Begriff Kernmodell auch für die Technik gilt. "Rund 70 Prozent der Komponenten des neuen 5er kommen in anderen Baureihen zum Einsatz", erläutert er. In den anderen großen Typen wie dem BMW 7er oder dem 5er GT zum Beispiel. Wüst: "Die Entwicklung ging stets von diesem Auto aus - auch wenn die anderen Modelle früher auf die Straße gekommen sind."

Viele teure Assistenzsysteme in der seitenlangen Aufpreisliste

Dieses interne Timing führt nun zu einem kleinen Problem. Weil das Innovations-Pulver bei den Premieren der vorausgegangenen Fahrzeuge verschossen wurde, blieb für den 5er keine überraschende Neuheit mehr übrig. Für Kenner teilt BMW mit, dass der Wagen erstmals eine Doppelquerlenker-Vorderachse erhält. Und es gibt diverse Assistenzsysteme, mit denen der 5er aufgerüstet und der Preis in die Höhe getrieben werden kann: Parksensoren inklusive Einparkautomatik (1360 Euro) zum Beispiel, eine so genannte Surround-View-Perspektive die beim Rangieren helfen soll (1930 Euro), einen Tempomat mit Auffahrwarnung und Anbremsfunktion (1550 Euro) oder das Innovationspaket mit Head-Up-Display, Kurvenlicht und Verkehrszeichenerkennung für 2950 Euro. Ähnliche Systeme bieten auch Hersteller wie Mercedes und VW, in einem BMW wurden sie jedoch noch nicht verbaut.

In der Herzkammer des neuen Modells hingegen treten bekannte Darsteller an: Zum Marktstart werden drei Benziner, zwei Sechs- und ein Achtzylinder, mit einer Leistung von 204 bis 407 PS verfügbar sein; außerdem zwei Sechszylinder-Diesel mit 204 und 245 PS. Der Vierzylinder-Dieselmotor mit 184 PS folgt im Sommer 2010 und übernimmt dann die Rolle der Einstiegs- und Sparmotorisierung. Der Durchschnittsverbrauch soll bei 5 Liter liegen, der CO2-Ausstoß bei 132 Gramm je Kilometer - und der Preis des 520d bei 39.950 Euro. Dieses Modell mit Schaltgetriebe ist zugleich der einzige Wagen der neue Baureihe, der serienmäßig mit Start-Stopp-Automatik antritt.

Eine Hybridvariante des neuen 5er soll erst 2011 antreten

Ansonsten stehen erst einmal Dynamik und Sportlichkeit - vulgo: satte Motorleistung - im Vordergrund. Das Topmodell BMW 550i (Preis: 70.500 Euro) geht mit einem 4,4-Liter-Achtzylinder-Doppelturbo-Direkteinspritzer an den Start, der 407 PS leistet und 600 Nm maximales Drehmoment bereit stellt. In 5 Sekunden beschleunigt der rund 1,9 Tonnen schwere Wagen auf Tempo 100. Eine Achtgang-Automatik verwaltet die Kraft, als Durchschnittsverbrauch gibt BMW 10,4 Liter an. Auf der linken Spur, das ist die unterschwellige Botschaft aus München, soll der neue 5er die Pace machen.

Bei der Publikumspremiere Anfang März auf dem Genfer Autosalon wird der neue 5er jedoch ökologisch korrekt auftreten, denn dann soll, so hört man, auch eine Hybridvariante der Limousine gezeigt werden. Käuflich sein wird das Auto mit Lithium-Ionen-Akku allerdings erst ein Jahr später, im Frühling 2011. Auf den neuen 5er Touring, das Kombi-Modell der Baureihe, müssen Interessenten nicht so lange warten. Das Auto mit dem Extra-Laderaum im Fond wird im Sommer 2010 bei den Händlern stehen.

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BMW 5er: Das ist der neue BMW 5er, der ab 20. März 2010 bei den Händlern stehen wird. Das Kombimodell namens Touring folgt wenige Monate später, die Variante mit Hybridantrieb und Lithium-Ionen-Akku soll im Frühjahr 2011 auf den Markt kommen.

Formschöne Flanke: Klar und stimmig wirken die Proportionen der neuen Limousine, die etwas länger und einen Tick flacher geworden ist als das Vorgängermodell. Auffällig ist die schlanke C-Säule mit dem charakteristischen "Hofmeister"-Knick (der Kurve, den die Fensterlinie Richtung Türgriff beschreibt). Noch nie war der Radius dieses Schwungs bei einem Modell der vergangenen 15 Jahre so eng wie jetzt beim neuen BMW 5er.

Leicht pummelig: Am Heck verlässt den neuen BMW 5er die Eleganz, doch wirkt der Abschluss der Karosserie noch immer klar und ansehnlich. Der Kofferraum fasst übrigens 520 Liter.

Schwung und Präzision: Einen deutlichen Schritt nach vorn macht die Inneneinrichtung des neuen BMW 5ers. Das Interieur mit der asymmetrisch gestalteten Mittelkonsole wirkt sehr viel harmonischer als beim Vorgängermodell. Und dank einer neuen Entspiegelungsfolie trägt der zentrale Bildschirm nun auch keine störende Kappe mehr.

Klare Sache: Vier Rundinstrumente im Cockpit informieren den Fahrer nach alter Väter Sitte über die wesentlichen Fahrdaten. Auf Wunsch werden die auch per Head-Up-Display auf die Frontscheibe projiziert.

Sechste Generation: 1972 debütierte der erste BMW 5er auf der IAA. Seither wurden von der Baureihe weltweit mehr als 5,5 Millionen Fahrzeuge verkauft. Die neue, sechste Generation soll an diese Erfolgsgeschichte anknüpfen und den Vorgänger überflügeln, der zuletzt - auch wegen der Wirtschaftskrise - ein wenig schwächelte.

Neue Konturen: Gut zu erkennen sind die flache BWM-niere, die frisch gestylten Scheinwerfer und die deutlichen Falze in der Motorhaube. "Die helfen uns", sagt Design-Chef Adrian van Hooydonk, "die Bestimmungen zum Fußgängerschutz einzuhalten, denn die Linien sind so gewählt, dass sie unter anderem direkt über der Federbeinaufnahme und dem Zylinderkopf verlaufen."

Neue Größe: 4,90 Meter lang ist der neue BMW 5er, 1,86 Meter breit und 1,46 Meter hoch. Außerdem verfügt das Auto mit 2,97 Meter über den längsten Radstand in der oberen Mittelklasse. Im Innenraum geht es zwar komfortabel zu - doch vergrößert wurde der Achsabstand vor allem deshalb, um eine möglichst ausgewogene Balance (Gewichtsverteilung 50:50) bei allen Motorvarianten hinzubekommen.

Das war's: So wird es aussehen, wenn der neue BMW 5er vor einem herfährt. Am Heck dominieren die großen Rückleuchten mit der bereits von anderen BMW-Modellen bekannten Streifenoptik. Der Werbeslogan für den neuen Wagen lautet übrigens: "Die schönste Form der Dynamik."

Adrian van Hooydonk: "Haifischnase" nennt der BMW-Chefdesigner die Buggestaltung des neuen 5ers, dessen flache Niere leicht nach vorne kippt. Van Hooydonk sagt, gerade der 5er müsse "zu 120 Prozent ein BMW sein", weil er den stärksten Abstrahleffekt auf das gesamte Modellprogramm habe.

Topmotor: Vorläufig markiert der Achtzylinder mit 4,4 Liter Hubraum und 407 PS die Spitze im Motorenangebot für den neuen BMW 5er. Das Triebwerk mit Doppelturbo und Benzindirekteinspritzung katapultiert die rund 1,9 Tonnen schwere Limousine in 5,0 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.

Reich an Details: Die großen Linien und Flächen der Karosserie des neuen BMW 5er sind klar und einfach gestaltet. An Details wie etwa den Frontscheinwerfern jedoch erkennt man, dass scheinbare Kleinigkeiten bis ins Letzte ausgearbeitet und gestylt wurden.