Schalldämpfer für Flugzeuge reduziert Fluglärm auf den Pegel eines Föhns | STERN.de

2022-06-25 08:46:17 By : Ms. Annie chen

Der Luftverkehr steht derzeit unter Druck. Zum einen ist da der CO2-Ausstoß und anders als etwa beim Kfz sind derzeit für Flugzeuge keine klimaneutralen Alternativen in Sicht. Älter als die Sorge um das Klima ist der Ärger um den Fluglärm. Die Schneisen eines Flughafens verwandeln weite Areale in Gegenden, in denen die Bewohner auf der Terrasse nicht ihr eigenes Wort verstehen. Kein Wunder, dass Flughäfen ziemlich unbeliebt sind und mit immer strengeren Auflagen belegt werden.

Ein neues Material soll zumindest dem Krach ein Ende bereiten. Wissenschaftler haben ein extrem leichtes Material entwickelt, mit dem Flugzeugtriebwerke isoliert werden können, der Lärm soll dadurch um bis zu 16 Dezibel sinken. Die 105 Dezibel eines startenden Düsentriebwerks werden dann auf das Niveau eines Haartrockners reduziert, sagt die Studie, die in der Zeitschrift "Scientific Reports" veröffentlicht wurde.

Dabei ist zu beachten, dass die Verringerung um 16 Dezibel nicht etwa nur 15 Prozent weniger Lautstärke entsprechen. Je nach Art des Geräuschs wird eine Zunahme zwischen 6 und 10 dB als Verdoppelung der Lautstärke empfunden. In dem Beispiel würde die Lautstärke um zwei Drittel sinken. 105 dB sind in der Nähe nicht zu ertragen, 90 dB sind auch nicht angenehm, sie entsprechen ungefähr dem Geräuschpegel eines vorbeifahrenden Lastwagens. Da der Abstand zu den Start- und Landebahnen aber weit größer ist, dürfte die Lärmbelästigung eines Flughafens dann deutlich unter der einer Landstraße liegen.

Die Dämmung betrifft allein den Lärm der Turbine und würde sich vor allem beim Startvorgang bemerkbar machen.

Das Material ist ein sogenanntes Graphenoxid-Polyvinylalkohol-Aerogel. Die Besonderheit ist das Gewicht von nur 2,1 Kilogramm pro Kubikmeter, damit es ist es deutlich leichter als andere schalldämmende Materialien.

Die Studie stammt vom "Materials and Structures Center" (MAST) der University of Bath. Luftfahrt ist nur eine der möglichen Anwendungen, auch in der Autoindustrie könnte das Material Gewicht sparen. "Dies ist ein sehr spannendes Material, das auf vielfältige Weise eingesetzt werden könnte - zunächst in der Luft- und Raumfahrt, aber potenziell auch in vielen anderen Bereichen wie Automobil- und Schiffstransport sowie im Bauwesen", so der Studienleiter Professor Michele Meo.

"Wir haben es geschafft, eine extrem niedrige Dichte zu erzeugen, indem wir eine flüssige Kombination aus Graphenoxid und einem Polymer verwenden, die dann mit Luftblasen geformt und gefriergegossen wird. Auf einer sehr grundlegenden Ebene kann die Technik mit dem Aufschlagen von Eiweiß zu einem Baiser verglichen werden - es ist fest, enthält aber viel Luft, sodass es keinen Gewichts- oder Effizienznachteil gibt, um große Verbesserungen in Bezug auf Komfort und Lärm zu erzielen."

Die Ingenieure nehmen an, dass das Aerogel innerhalb von nur 18 Monaten in Düsenflugzeugen eingesetzt werden könnte.

"Flying V" - Dieser Jet hat die Form einer legendären E-Gitarre

Ohne Rumpf und ohne Leitwerk - die Horten Ho 229

Der Traum vom ewigen Fliegen – diese Drohne muss nie landen

© G+J Medien GmbH