Der Diesel im Opel Astra macht den Wagen zum Sparmobil

2022-06-25 08:43:26 By : Ms. Annie Liu

Zum letzten Mal in der langen Modellgeschichte haben die Rüsselsheimer einen Astra-Diesel auf den Markt gebracht. Fährt man entsprechend, kommt man mit fünf Litern 100 Kilometer weit.

Halle / Saale - Mit weitem Blick voraus ist diese Testfahrt im Opel Astra Diesel eine Art Abschiedstour. Denn das wird in der langen Modellgeschichte der letzte Astra sein, den die Rüsselheimer mit einem reinen Verbrennungsmotor anbieten. Das gilt auch für die jetzt noch mal neu aufgelegten Astra-Modelle mit Benzinern.

Der gefahrene Astra-Diesel - der nunmehr einzige im Angebot - hat 1,5 Liter-Hubraum und bietet dem Fahrer 130 PS an. Nach weit über tausend Kilometern, darunter viel Langstrecke auf der Autobahn, drängt sich die besonderer Tugend des Selbstzünders in den Vordergrund: Was für ein sparsames Auto! Mit 5,1 Liter pro 100 Kilometer wurden stundenlange Autobahnfahrten absolviert, legt man es darauf an, kann man auch mal kurz unter die fünf Liter kommen. Die Sparstrategie auf der Autobahn: Immer mindestens 130 km/h, aber nie über 145. Ansonsten stets moderat beschleunigen, keine zigfachen Kavalierstarts in der Stadt, nie beim Überholen auf der Landstraße das Gaspedal bis aufs Blech durchtreten. Der Vierzylinder-Motor läuft dabei sehr sehr kultiviert, so wie es sich für einen hochentwickelten, modernen Diesel der letzten Generation gehört.

Der Diesel-Astra - voll getankt - begrüßt den Langstreckenfahrer im Display mit einer Reichweitenanzeige von bis zu 1.000 Kilometern. Die werden es dann nicht ganz, aber 850 Kilometer sind mindestens drin, je nach Fahrweise und wenn man nicht den Autobahnergeiz entwickelt, so oft es geht die 209 km/h Spitzengeschwindigkeit rauszukitzeln. Das schafft man sehr flink, leichtfüßig. Dabei besticht der Wagen auch weit oben mit tadelloser Straßenlage. Um die fünf Liter dauerhaft zu schaffen, muss sich ein vergleichbarer Plug-in-Hybrid mächtig strecken. Auch wenn er in seinem Datenblatt die Kundschaft - auch bei Opel - mit Fantasieverbräuchen von zwei Litern lockt. Ein in etwa vergleichbarer Astra mit Stromhilfe wurde in ersten Tests mit gut sieben Litern auf 100 Kilometer gefahren, in der Stadt auch mehr, weil der Strom als Helfer nach 60 Kilometern alle ist und nur noch der Benziner arbeitet. Es sei denn, man lädt aller ein, zwei Stunden auf. Aber wer macht das schon? Und wer macht das schon auf langer Tour?

Mit dem Kadett begann vor 85 Jahren in Rüsselsheim die Geschichte der kompakten Opel-Modelle. Das jüngste Exemplar in der langen Kompakt-Reihe ist der Astra, der erstmals 1991 gebaut wurde. Das neue Markengesicht, wie beim Mokka bereits zu sehen, steht auch dem Astra sehr gut. Das sogenannte Opel-Vizor, also das glatte, schwarze, geschlossene Visier, bestimmt die Front sehr vorteilhaft. Opel hat nun eine unverwechselbare Designsprache gefunden. Der neue Astra wirkt deutlich dynamischer als seine Vorgänger und mit der optionalen Zweifarblackierung auch wertiger.

Die Abmessungen blieben gegenüber dem Vorgänger fast unverändert (4,37 Meter). Allerdings verbesserten die Entwickler die Steifigkeit der Karosserie um 14 Prozent, was gut für die Fahrstabilität sein wird. Gegenüber seinem Vorgänger ist er dank des neuen Fahrwerks mit McPherson-Federbein vorn und einer Verbundlenkerachse im Heck wesentlich fahraktiver, die Lenkung arbeitet deutlich präziser. Die Bremsen wurden überarbeitet und verzögern den Astra sehr zuverlässig, zupackend. Dank des geringen Luftwiderstands (cw-Wert 0,269) und der guten Dämmung herrscht angenehme Ruhe im Inneren, auch wenn man mit hohem Tempo unterwegs ist.

Angenehm im Testwagen: Opel hat sich etwas gelöst vom Touch-Wahn vergangener Jahre. Wichtige Funktionen lassen sich auch über Tasten bedienen, nicht nur über das große Display. Und ganz zeitgemäß kann man per Sprachsteuerung auch viele Assistenten aktivieren. Ruft man „Hey Opel“ wird sie in Gang gesetzt und funktioniert zuverlässig. Aber klar und deutlich sollte man seine Wünsche äußern, damit der Astra aufs Wort hört. Für Menschen mit Spieltrieb bieten die Menüs auf dem gut 80 Zentimeter breiten, schalen Display dennoch jeden Menge Möglichkeiten, Dinge zu konfigurieren, zu bedienen, zu touchen und zu wischen. Die Platzverhältnisse innen sind für die Klasse großzügig, beengt fühlt man sich nicht. Der Kofferraum fasst 352 Liter und lässt sich auf fast 1.300 Liter durch Umlegen der Rücksitzlehnen erweitern.

Mit dem Astra eröffnet Opel bei den Assistenzsystemen eine neue Ära in der Modellreihe. Ein Head-up-Display ist lieferbar, auch eine erweiterte Verkehrsschilder-Erkennung und ein Rückfahrassistent, der bei eingelegtem Rückwärtsgang Fußgänger oder andere Autos erkennt. Die Kunden können aus einem breiten Angebot von elektronischen Helfern wählen. Dazu gehört ein System, das alle Kameras kombiniert, um das Tempo vorausschauend anzupassen, Geschwindigkeitsempfehlungen zu geben, was in der Summe mithilft, den Verbrauch im Sparmobil zu senken.

So wirkt das Test-Fazit zum Astra-Diesel fast ein wenig aus der Zeit gefallen. Als Reiseauto, als Langstreckler, als Pendlermobil hat der Diesel gegenüber einem Plug-in-Hybrid die Nase weit vorn, wie man beinahe etwas wehmütig vor dem absehbaren Ende der Selbstzünder-Technik registriert. Da muss sich alles, was derzeit an Verbrennern unter Strom gesetzt wird, noch mächtig ins Zeug legen. So fährt der letzte Diesel-Astra als Spar-Mobil dem Museum der Automobilgeschichte entgegen.

Technische Daten Opel Astra Diesel:

Antrieb: 1,5 Liter-Diesel mit 130 PS, vier Zylinder