ZEIT ONLINE

2022-08-13 11:07:34 By : Mr. Tom Chen

Als Marion Ackermann an jenem Montagmorgen um kurz nach fünf von einem Sicherheitsmann geweckt wird, ahnt sie Schreckliches. Brennt das Museum? So wie wenige Wochen zuvor die Kathedrale Notre-Dame in Paris in Flammen aufging? Nein, sagt der Mann an ihrer Tür, kein Brand, aber ein schlimmer Einbruch, im Historischen Grünen Gewölbe. Ein Beutezug in der Schatzkammer des sächsischen Herrscherhauses, gelegen im Erdgeschoss des wiederaufgebauten Residenzschlosses von Dresden . Ackermann ist die Generaldirektorin der Sächsischen Kunstsammlungen, eines der größten Museumsverbunde der Welt mit funkelnden Schätzen, weltberühmten Meisterwerken und einer ruhmreichen Geschichte. Zu dieser Geschichte gehört nun auch der spektakulärste Einbruch der vergangenen Jahrzehnte. Der 25. November 2019, jener Montagmorgen wurde zum Trauma.

Ungefähr eine Stunde bevor Ackermann geweckt wurde, ab 4.22 Uhr, kletterten vier von insgesamt sechs Tätern über eine Mauer vor dem Residenzschloss und erbeuteten einen auf mehr als 100 Millionen Euro taxierten Juwelenschatz – so haben es die Ermittler in den vergangenen knapp zwei Jahren akribisch rekonstruiert. Die Täter liefen zu einem Fenster des Grünen Gewölbes, das sie präpariert hatten: Sechs und vier Tage vor der Tat waren sie nachts über die Mauer geklettert und hatten sich dort vor dem Residenzschloss an dem Fenster zu schaffen gemacht. Die Fenster zum Grünen Gewölbe sind mit massiven, kunstvoll geschmiedeten Gittern gesichert, doch die hielten den Tätern nicht stand. Sie schnitten ein dreieckiges Loch hinein – wahrscheinlich mit einem hydraulischen Gerät, wie es auch die Feuerwehr zum Aufschneiden von Autowracks benutzt. Mit Kleber befestigten sie das herausgeschnittene Gitterstück danach wieder provisorisch, sodass der geheime Zugang in den folgenden Tagen den Wachen und Passanten nicht auffiel.

Die Generaldirektorin Ackermann verständigt noch am frühen Morgen Ministerpräsident Kretschmer sowie die damalige Kulturministerin und eilt dann von ihrem nur drei Minuten entfernten Zuhause ins Schloss, wo sich um elf Uhr auch die Regierung trifft. Rund zehn Millionen Euro geben die Staatlichen Kunstsammlungen jährlich für das Sicherheitspersonal aus, das Grüne Gewölbe galt als vorbildlich gesichert.

Der Einbruch war hochprofessionell vorbereitet. Kein Wunder, wenn sich die These der Staatsanwaltschaft in dem nun bevorstehenden Prozess bestätigen sollte: Jedenfalls zwei der sechs von den Ermittlern als Täter verdächtigten Männer haben nämlich Übung im Museumseinbruch. Sie sind Mitglieder einer in Berlin bekannten Großfamilie, sie sind Deutsche mit arabischen Wurzeln. Die Cousins Wissam R., Jahrgang 1996, und Ahmed R., Jahrgang 1998, waren an dem spektakulären Diebstahl der 100-Kilo-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum beteiligt. Auch zuvor waren die Cousins bereits im Zuge strafrechtlicher Ermittlungen aufgefallen. Auf Anfragen der ZEIT wollten sich die Anwälte der beiden Männer zu den neuen Vorwürfen nicht äußern.

Einige Täter kommunizierten über Handys mit vier SIM-Karten, die in einem Berliner Telefonshop in der Neuköllner Hermannstraße gekauft und auf falsche Namen registriert worden waren. Bereits im Sommer 2019 hatten sie oder Mittelsmänner einen Mercedes-Benz E 500 und einen blauen Audi S6 Avant gebraucht gekauft, wieder unter Angabe falscher Personalien, so die Ermittler, und ohne dass die Autos danach bei einer Kfz-Behörde zugelassen worden wären. Dann ließen die Täter Dubletten von Kennzeichen herstellen, die sie an anderen Wagen desselben Typs gesehen hatten: Der Audi erhielt ein Berliner, der Mercedes ein Berliner und zusätzlich ein Dresdner Kennzeichen, das regulär von einem Taxi genutzt wurde. Der Mercedes bekam eine beige Folie aufgeklebt, dazu ein Taxischild aufs Dach montiert. So konnte man unauffällig den Tatort inmitten des von Touristenschwärmen bevölkerten Dresdner Altstadtzentrums ausspähen. Taxis gehören zum Stadtbild, schräg gegenüber dem Grünen Gewölbe liegt eines der besten Hotels der Stadt, das regelmäßig von Taxis angefahren wird.

Fünf Tage vor der Tat warfen die Täter nachts um 2.02 Uhr nahe der Augustusbrücke einen Feuerlöscher in die Elbe. Was zunächst wie präpotenter Vandalismus anmutet, war Teil des Plans, dazu später mehr. Wenige Minuten nach der Aktion mit dem Feuerlöscher beobachtete eine Zivilstreife den blauen Audi der Täter bei einem nicht erlaubten Wendemanöver. Sie versuchte den Wagen anzuhalten, doch der Fahrer gab Gas und entkam mit mehr als 120 Stundenkilometern. Nach diesem Beinahe-Zusammenstoß mit der sächsischen Staatsgewalt wurde dem Audi eine neue Farbe verpasst, unten hell, das Dach dunkel. So nahmen die Überwachungskameras den Wagen auf, als er am 25. November 2019 die sechs Täter zum Residenzschloss transportierte. Im Gepäck: zwei geladene Schusswaffen, ein Revolver, Marke Taurus, und eine Browning mit Schalldämpfer. Zwei Äxte. Und zwei Kochtöpfe.

Nach Rekonstruktion der Ermittler steigen kurz vor vier Uhr morgens einige der Täter in das sogenannte Pegelhaus an der die Elbe überspannenden Augustusbrücke ein. Jetzt kommen die Kochtöpfe zum Einsatz, sie werden mit Kraftstoff oder Heizöl gefüllt und unter die großen Schaltschränke der Netzversorgung gestellt. Etwas Benzin wird zudem über Stromleitungen geschüttet, aber noch nichts davon angezündet. Erst geht es zum nahe gelegenen Grünen Gewölbe, wo vier Männer auf ihren Einsatz warten. Das provisorisch eingeklebte Gitterstück wird herausgenommen, das fest mit der Wand verankerte Fenster wird mit einem hydraulischen Gerät und einem eigens angefertigten Widerlager aufgestemmt. Nun kehren zwei Täter zurück zum Pegelhaus und entzünden das Feuer, wenige Minuten später fällt die Straßenbeleuchtung rund um den Schlossplatz aus. Selbst wenn Passanten versucht hätten, den Brand im Elektroraum zu löschen, wären sie gescheitert – der installierte Feuerlöscher war ja bereits Tage zuvor in der Elbe versenkt worden.

Als die Laternen ausfallen, steigen um Punkt 4.57 Uhr zwei vermummte Männer in den Pretiosensaal ein, laufen in das Juwelenzimmer, vorbei an all dem in Jahrhunderten angehäuften alten Reichtum, und gehen gezielt auf die Stücke zu, die im Licht ihrer Taschenlampen am meisten funkeln: die Juwelengarnituren von August dem Starken. Innerhalb einer Minute hacken die beiden Männer mit insgesamt 56 Axthieben – die Polizisten haben exakt mitgezählt beim Auswerten der Videos – Löcher in die Vitrinen aus Sicherheitsglas. Man kann sich das Video der hackenden Täter im Internet anschauen, die Polizei hat es kurz nach der Tat veröffentlicht. Man sieht dunkle Gestalten im dunklen Juwelenraum, das Licht ihrer Taschenlampen blitzt im Rhythmus der Schläge auf, bis sich kleine Löcher im Glas zeigen. Die beiden Männer greifen hinein, rupfen die mit Tausenden von Brillanten und Diamanten besetzten Schmuckstücke heraus. Was aber nicht so einfach ist wie wohl gedacht, denn die Juwelen sind mit durchsichtiger Anglerschnur auf dem Untergrund befestigt.

Man hat offensichtlich in Kauf genommen, dass dabei Menschen zu Schaden kommen. All das für eine Beute, die sich nicht monetarisieren lässt. Brutal und dumm.

wer sagt denn das? Im Darknet wird doch alles verkauft in einem neun Gewand.

Ich habe die arabisch stämmigen Clans so was von satt!!!

wer sagt denn dass es die sind? Es wird auch andere Banden geben aus D die solche Verbrechen begehen. Ich würde da nicht so einseitig suchen denn die anderen verstecken dann unter diesem Gewand. begehen! Ein Tunnelblick hilft da nicht weiter. ...und es sind hier Deutsche!!

Ja, und niemand vermag es gegen die Clans nachhaltig etwas zu unternehmen. Irgendwann wurde das zum Selbstläufer.

Vielleicht ging es ja vor allem um den Beweis: Guckt mal, was wir können.

Bei dieser Familie kann man materielle Not getrost ausschließen.

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