Fahrbericht Triumph Tiger Sport 660: Umkämpft im Motorrad-Markt

2022-07-23 07:45:06 By : Ms. cindy Lin

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Schnurr: Triumph Tiger Sport 660, der englische Entwurf für die SUV-Mittelklasse Bild: Hersteller

Heiß umkämpft im Motorradmarkt ist die Klasse der günstigen Alleskönner. Triumph lässt die neue Tiger Sport 660 schnurren.

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W as das Gendern betrifft, ist die Motorradwelt schon immer konsequent. Männlich, weiblich – in solchen Dingen ist man progressiv, sagt zum Beispiel nicht der Tiger oder die Tigerin, sondern die Tiger. Sprachlich werden alle Maschinen, auch die maskulinsten, femininisiert. Die Bandit, die Road King, schöne Tradition. Daher stellen wir hier im korrekten Sprachgebrauch fest: Neu im Programm des englischen Herstellers Triumph ist die kleine Tiger.

Kleine Tiger deshalb, weil Triumph auch größere Tiger anbietet bis hin zur Maxi-Reiseenduro Tiger 1200, gewissermaßen die Königstigernde. Deren Neufassung kommt im Frühjahr auf den Markt. Bis dahin gilt die Aufmerksamkeit voll und ganz der Tiger Sport 660. Das hat sie verdient, die Kleine wird groß rauskommen. So zumindest unser Eindruck nach einer ersten 220-Kilometer-Runde.

Mit der Tiger Sport 660 dringt Triumph in ein Revier vor, in dem es nicht zimperlich zugeht. Die Kundschaft verlangt viel und will wenig zahlen. Der Kampf um Marktanteile wird zuallererst über Preise geführt. 8700 Euro zuzüglich Nebenkosten sind schon mal ein Brüller. Damit kann man aufkreuzen im Segment der Mittelklasse-SUV-Maschinen, für die sich der Begriff Adventure Sports eingebürgert hat.

Das Abenteuer beginnt mit Brötchenholen und Pendlerdiensten. Die kurze Feierabendrunde, der Wochenendtrip, die Langstrecke in den Urlaub zählen ebenfalls zum Spektrum der Ansprüche, denen solche Vielseitigkeitsfahrzeuge gerecht werden müssen. Transportkapazitäten, aufrechte Sitzhaltung mit guter Übersicht und großzügige Federwege – im Fall der Tiger vorn und hinten 150 Millimeter – sind aus dem Reiseenduro-Segment entnommene Merkmale, Geländefähigkeiten allerdings kein Thema. Es geht allein um Straße.

Und eben ums Budget. Triumph als Newcomer zwischen etablierten Angeboten wie Kawasaki Versys 650, Yamaha Tracer 7, Honda NC 750 X oder Suzuki V-Strom 650 positioniert sich betont geldbeutelfreundlich. Die Briten behaupten, die Tiger Sport 660 verursache im Vergleich mit den Konkurrentinnen die niedrigsten Betriebs- und Werkstattkosten, verweisen auf ihr 16 000-Kilometer-Serviceintervall, auf vier Jahre Garantie sowie den Normverbrauch von 4,5 Liter auf 100 Kilometer.

Erfreulicherweise sieht die Tiger Sport gar nicht nach Sparsamkeit aus. Triumph setzt auf einen feschen, nicht zu frechen Anblick, trumpft mit einem Verarbeitungs- und Ausstattungsniveau auf, das sich vom Gewöhnlichen abhebt, verzichtet bei diesem Modell offenbar bewusst auf Marge, um sich in der Hackordnung auf Anhieb oben einreihen zu können. Hilfreich dürfte die Fertigung in Thailand sein. Übers feine Finish hinaus findet sich am Motorrad so manches, was über die Selbstverständlichkeiten in dieser Klasse hinausgeht: zwei zur Wahl stehende Fahrmodi mit Auswirkungen auf Gasannahme und Traktionskontrolle, praktische Federbein-Einstellung per Hydraulik-Handrad, höhenverstellbarer Windschild mit Einhandbedienung, hübscher TFT-Bildschirm ohne verwirrendes Brimborium, Smartphone-Konnektivität, selbstrückstellende Blinker mit Komfortfunktion, unauffällig ins Heck eingepasste Halterungen für optional erhältliche Seitenkoffer. Jeweils ein Helm passt dort hinein, das zudem erhältliche Topcase schluckt sogar zwei.

Mit 81 PS Höchstleistung bei 10.250/min setzt sich die neue Tiger gleich an die Spitze der Gattung, liefert bis zu 64 Nm Drehmoment und einen Schub, der sich mit zunehmender Drehzahl von sanft über knurrig bis knallig steigert, immer gleichmäßig und berechenbar. Der Dreizylinder, identisch mit dem des ebenfalls noch jungen Mittelklasse-Roadsters Trident, ist der einzige Triple unter lauter Twins in diesem Segment. Zur Anpassung an den A2-Führerschein lässt er sich drosseln, was weniger die alten Hasen als die jungen Einsteiger in der weit gefassten Zielgruppe interessiert.

Die einen wie die anderen, Groß- wie Kleingewachsene, männlich wie weiblich, finden gute Voraussetzungen für rasches Eingewöhnen. Selten trafen wir ein Motorrad, auf dem man sich auf Anhieb so wohl fühlt wie auf dieser Triumph. Vom Moment an, in dem der Hosenboden das Sitzpolster berührt, beginnt eine Verschmelzung von Mensch und Maschine mit Elementen der Telepathie. Die Tiger scheint zu ahnen, was man von ihr will, sträubt sich gegen nichts, liebt kurvige Sträßchen, wo sie schnurrt wie eine Miezekatze. Kurshalten, Kuppeln, Schalten, Bremsen – alles ist von Leichtigkeit und unaufgeregter Geschmeidigkeit geprägt. 206 Kilo mit gefülltem 17-Liter-Tank sind ein moderater Wert. Die Federung stellt viel Komfort zur Verfügung, ohne die Fahrt ins Schaukelige abgleiten zu lassen.

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Alles bestens also? Nun, der Windschild verursacht Verwirbelungen und Geräusche, egal, wie man ihn einstellt. Der Info-Bildschirm ist ein bisschen zu weit unterhalb des Blickfelds platziert und zeigt auch nicht die Umgebungstemperatur an. Einen Hauptständer kann Triumph nicht bieten, ebenso wenig einen Ladeanschluss im Cockpit. Gegen Aufpreis gibt es eine USB-Buchse unterm Sitz, was aber keine zufriedenstellende Lösung darstellt. Eine Griffheizung wird extra berechnet, gleichfalls ein Schaltassistent.

Nur so allerdings dürfte sich ein solcher Kampfpreis zu realisieren sein. „Die Leute werden ihn gern zahlen“, meint Miles Perkins, Marketing-Stratege in Hinckley. Manche werden sogar noch 100 Euro drauflegen für die Farbe Rot als Alternative zu Schwarz und Blau.

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